Anpfiff ins Leben

Salome Hermann lebt Inklusion

Ein Erfahrungsbericht einer barrierearmen Sporthalle

Zweimal wöchentlich sind die drei Behindertenparkplätze an der Sporthalle am Großen Wald in Hoffenheim abends alle belegt. Dann trainiert die Sitzvolleyballmannschaft von Anpfiff Hoffenheim. Das Team besteht aus jüngeren und älteren Ballbegeisterten, die die paralympische Volleyballvariante für sich entdeckt haben. Dabei haben längst nicht alle ein körperliches Handicap, denn Sitzvolleyball ist die ideale Inklusionssportart. Manche kommen einbeinig auf Gehstützen in die Halle, andere mit ihren Prothesen und wieder andere im Rollstuhl oder eben gehend auf zwei Beinen aus Fleisch und Blut.

Wichtig ist, dass alle einen optimalen Zugang zur Halle haben, und dieser fängt bei den breiten Parkplätzen an und geht weiter zur Eingangstür. In Hoffenheim ist diese große Tür etwas schwer und wer im Rollstuhl sitzt und keine Beine hat, dem fehlt die Möglichkeit sich abzustützen und kippt beim Tür aufziehen schon mal nach vorne. Doch jeder im Team weiß, wo der andere Unterstützung braucht, und so ist immer eine helfende Hand am Türgriff.

Im Foyer zweigen die Umkleidekabinen ab, in denen sich die meisten umziehen und später duschen. Sie haben breite Eingangstüren und ebenerdige Duschen. Rutschhemmende Bodenfließen sind von Vorteil. Wer aufgrund seines Handicaps eine breitere Sitzfläche als die typischen Kabinenbänke benötigt, für den kann ein Stuhl aufgestellt werden. Auch für mehr Sicherheit beim Duschen kann ein Duschhocker oder Kunststoff-Gartenstuhl eine kostengünstige Option sein.

Im Obergeschoss befindet sich die Dreifelderhalle und auch die barrierefreie Umkleide mit einer Liege für Pflegetätigkeiten. Da diese nicht höhenverstellbar ist, benötigt es etwas sportliches Geschick, um aus dem Rollstuhl umzusetzen. Das unterfahrbare Waschbecken und eine behindertengerechte Toilette ist ebenfalls vorhanden. Die ebenerdige und breite Dusche kann stehend oder auf einem Duschrollstuhl genutzt werden. Haltegriffe sorgen für mehr Stabilität beim Stehen.

Zur barrierefreien Umkleidekabine gelangt man über den Fahrstuhl. Der Treppenaufgang ins Obergeschoss verfügt auf beiden Seiten über zwei unterschiedlich hohe Geländer, so dass auch Personen mit Halbseitenlähmungen sicheren Halt finden.

Der direkte Zugang zur Sporthalle hat für motorisch eingeschränkte Sportler noch Luft nach oben, da er leider nicht über eine automatische Türöffnung funktioniert, wie es sie auch für Sportstättentüren gibt. Alternativ wurde an einer Tür der Widerstand etwas reduziert, so dass diese leichter zu öffnen ist. Auf dem Feld angekommen, legen die Sitzvolleyballer ihre Prothesen und Orthesen ab und auch der Rollstuhl wird zur Seite geschoben. Wem die Höhe aus dem Rollstuhl zum Boden zu hoch ist, der nutzt einen Kasten als Zwischenschritt, um den Transfer zu bewerkstelligen.

gelebte Inklusion in Sportstätten

Salome Hermann
Ergotherapeutin und
therapeutische Fachlehrerin

Zur Person: Salome Hermann (38), Ergotherapeutin und therapeutische Fachlehrerin an einer Schule für Kinder und Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen. Selbst seit über 20 Jahren oberschenkelamputiert und sportbegeistert, Sitzvolleyballerin bei Anpfiff Hoffenheim.

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